Geschäftsklima Textilservice-Branche
Der DTV erfasst zwei Mal im Jahr die aktuelle wirtschaftliche Stimmung in der Textilservice-Branche. Die Umfrage ist dabei sowohl an Textilservicebetriebe, Wäschereien, Reinigungen als auch Mischbetriebe adressiert. Auch bezüglich der Unternehmensgröße wird Wert daraufgelegt, dass sowohl kleine als auch große Unternehmen an der Umfrage teilnehmen.
An der aktuellen Umfrage im Winter 2024/25 haben insgesamt 75 Unternehmen teilgenommen. Hierbei handelte es sich um Vertreter aller oben genannten Geschäftsbereiche. Die Mitarbeiterzahl der befragten Betriebe reichte dabei von unter 9 bis über 1.000 Beschäftigte. Der Kundenstamm der Unternehmen umfasst sowohl private, gewerbliche, als auch öffentliche Kunden. Die erhobenen Daten liefern somit einen umfassenden Überblick über das aktuelle Geschäftsklima der Branche.
Umsatz- und Gewinnentwicklung
Die aktuelle Umfrage zeigt, dass die im zweiten Halbjahr 2023 begonnene Abkühlung des Geschäftsklimas weiterhin anhält. Nach Abklingen der Pandemie herrschte in der Branche noch eine Aufbruchsstimmung, welche jedoch mit dem Jahreswechsel 2023/24 ein Ende nahm.
Bei der Betrachtung des Geschäftsklimas lohnt sich ein Blick in die Details: Obwohl bei der Gesamtbetrachtung die Stimmung im 2. Halbjahr 2024 in einer knappen Mehrheit noch positiv ist, stellt sich dies nicht in allen Branchenzweigen identisch dar. Immerhin noch 54 Prozent der Textilservice- und noch 50% der reinen Reinigungsbetriebe bewerteten ihre Umsatzentwicklung im 2. Halbjahr 2024 als „sehr gut“ oder „gut“. Bei den Mischbetrieben bewerteten dagegen nur noch 47 Prozent der Betriebe die Umsatzentwicklung in diesem Zeitraum positiv - dies ist ein deutlicher Rückgang zu den 60% der Mischbetriebe, welche dies noch im 1. Halbjahr 2024 taten. Das Geschäftsklima wird somit auch für die Textilservice- und insbesondere für die Mischbetriebe zunehmend herausfordernder. Eine Erklärung hierfür ist unter anderem die anhaltende Konjunkturschwäche, welche vor allem das produzierende Gewerbe trifft, wodurch die Industrieunternehmen zurückhaltender sind. Mit Blick auf die Reinigung führen geänderte Modegewohnheiten (u.a. Fast Fashion) sowie die in den letzten Jahren hohe Inflation zu einer Abkühlung des Klimas. So wird etwa durch die Inflation ein größerer Teil des verfügbaren Einkommens von Privatpersonen für Grundbedürfnisse (z.B. Lebensmittel oder Wohnkosten) ausgegeben, für Textilreinigungsdienstleistungen bleibt weniger Einkommen übrig.
Die prognostizierte Umsatzentwicklung für das 1. Halbjahr 2025 kühlt im Vergleich zum 2. Halbjahr 2024 insgesamt nochmal deutlich ab. Nur noch 41 Prozent der Textilservice- und 37 Prozent der Mischbetriebe gehen von einer „sehr guten“ oder „guten“ Umsatzentwicklung aus. Die reinen Reinigungsbetriebe dagegen erwarten keine Veränderung. Mit Blick auf die angespannte gesamtwirtschaftliche Situation Deutschlands gepaart mit der aktuellen politischen Unsicherheit bei gleichzeitig weiterhin sehr hohen Kosten in der Branche ist die Zurückhaltung bei der Prognose nicht überraschend.
Die angespannte wirtschaftliche Lage und Kostensituation macht sich auch bei der Bewertung und Prognose der Gewinnentwicklung für das 2. Halbjahr 2024 und 1. Halbjahr 2025 bemerkbar. Während die Gewinnentwicklung im 2. Halbjahr 2024 noch von 52 Prozent der Textilservice-, 33 Prozent der Misch- sowie 50 Prozent der Reinigungsbetriebe als „sehr gut“ oder „gut“ bewertet wird, fallen die Prognosen für 2025 deutlich negativer aus. Nur noch 23 Prozent der Textilservice- und 30 Prozent der Mischbetriebe prognostizieren eine „sehr gute“ oder „gute“ Gewinnentwicklung für das 1. Halbjahr 2025. Bei den reinen Reinigungsbetrieben erwarten unverändert 50 Prozent eine solche Gewinnentwicklung.
Vergleicht man die Bewertung und Prognose der Gewinnentwicklung mit jenen der Umsatzentwicklung, so wird deutlich, dass die Branche nicht davon ausgeht, dass steigende Umsätze im selben Verhältnis zu steigenden Gewinnen führen werden. Dieser Trend zeigte sich bereits bei den vergangenen Geschäftsklimaumfragen. Das Umsatzwachstum wird somit voraussichtlich vor allem zur Begleichung steigender Kosten sowie zur Deckung des steigenden bürokratischen Aufwands verwendet.
Personalmangel, steigende Kosten und Bürokratie auch weiter zentrale Herausforderungen
Laut der aktuellen Geschäftsklimaumfrage stellen steigende Kosten und die ausufernde Bürokratie aktuell die größten Herausforderungen für die Unternehmen dar. Doch auch die politische Unsicherheit und der Fachkräftemangel werden als zentrale Herausforderungen genannt.
Die Personalunterversorgung in der Branche ist weiterhin erkennbar – 57 Prozent der befragten Unternehmen gaben in der Umfrage an, Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Stellen zu haben. Damit ist der Wert um 9 Prozent im Vergleich zur vorherigen Umfrage gesunken, eine weitere Entspannung der Personalsituation wird aber seitens der Unternehmen in den kommenden Monaten nicht erwartet. Während noch 33 Prozent der Textilservice-, 40 Prozent der Mischbetriebe und ganze 67 Prozent der Reinigungen im 2. Halbjahr 2024 das Verhältnis zwischen Mitarbeiterzu- und Abgängen als „sehr gut“ oder „gut“ bewerteten, fallen die Prognosen für das 2. Halbjahr nur noch für die Textilservicebtriebe positiver aus. So schätzen 44 Prozent der Textilservicebetriebe das Verhältnis zwischen Mitarbeiterzu- und Abgängen „sehr gut“ oder „gut“ ein. Bei den Mischbetrieben sinkt der Wert dagegen um 10 Prozent (30 Prozent) und bei den Reinigungen um 17 Prozent (50 Prozent). Mit Blick auf Personalthemen werden vor allem steigende Lohnkosten und alternde Belegschaft als die größten Herausforderungen genannt.
Die hohen Preis- und Kostensteigerungen sowie tarifbedingte Steigerungen der Lohnkosten in 2024 und 2025 erhöhen den Kostendruck auf die Branche noch weiter. Da die Personalkosten je nach Betriebsart und Produktportfolio zwischen 45-60 % der Gesamtkosten ausmachen, fällt diese Entwicklung besonders schwer ins Gewicht. Der Kostenindex für den Textilservice stieg von 102 Punkten Ende 2021 auf 124 Punkte Ende des 3. Quartals 2024. Der Kostenanstieg in Höhe von knapp 22 Prozent innerhalb von knapp 3 Jahren stellt die höchste Steigerung seit Einführung des Kostenindex dar (Weitere Informationen zum Kostenindex finden Sie hier). Diese Kostenentwicklung spiegelt sich auch deutlich in der Geschäftsklima-Umfrage des DTV wider.
Über 56 Prozent der Betriebe gaben an, von höheren Einkaufspreisen für Textilien betroffen zu sein während 63 Prozent angaben, von höheren Wasch- und Lösemittelpreisen betroffen zu sein. Von höheren Gaspreisen berichteten 54 Prozent der Befragten. Gleichzeitig wird in allen Kategorien von einem höheren Kostenanstieg im 1. Halbjahr 2025 ausgegangen.
Prognosen zur Unternehmensentwicklung im 1. Halbjahr 2025
Circa 40 Prozent der befragten Unternehmen gehen davon aus, dass sich die Umsätze im 1. Halbjahr 2025 positiv entwickeln werden. Eine positive betriebliche Auslastung erwarten 40 Prozent der Unternehmen. Die Prognosen fallen im Vergleich zu den Prognosen der letzten Umfrage deutlich negativer aus – hier lagen beide Werte noch über 50 Prozent. Die Branche scheint weniger positiv in die Zukunft zu blicken.
Die Prognose bezüglich des zukünftigen Investitionsniveaus fällt wenig positiv aus. Ungefähr 34 Prozent der Unternehmen erwarten hier eine gute oder sehr gute Entwicklung. Eine mögliche Ursache für die Zurückhaltung bzgl. Investitionen stellen die allgemeinen Unsicherheiten über die wirtschaftlichen Perspektiven der deutschen Wirtschaft dar. Durch die steigenden Kosten gehen die Unternehmen zudem davon aus, dass die wachsenden Umsätze weiterhin nicht im selben Umfang in Gewinne umgewandelt werden können. Hierdurch bleibt weniger Geld für nichtexistenzielle Investitionen übrig. Hinzu kommen die stark gestiegenen Finanzierungskosten. Im Vergleich zu Ende 2021 hat sich der Indexwert für Finanzierungskosten im DTV Kostenindex für das 3. Quartal 2024 von 100 auf 325 Punkte erhöht. Hier ist jedoch anzumerken, dass die Finanzierungskosten ihren Höchstwert im Oktober 2023 mit einem Indexwert von 386 Punkten erreicht haben.
Ausblick
Die anhaltend hohen Kosten sowie der sich zuspitzende Fachkräftemangel sind weiterhin zentrale Herausforderungen für die Branche. Zusätzlich bündeln immer neue bürokratische Anforderungen weitere Ressourcen in den Unternehmen. Hierdurch wird ein positiver Blick in die Zukunft für die Unternehmen zunehmend zur Herausforderung, doch am Horizont zeichnet sich Hoffnung ab – es warten neue Geschäftsfelder und -modelle, welche zukünftig das Geschäftsklima positiv beeinflussen können. Diese ergeben sich vor allem aus den anhaltenden Nachhaltigkeitstrends.
Ein mögliches neues Geschäftsfeld wäre zum Beispiel die Versorgung mit und Reinigung von Wäsche im Bereich der ambulanten Pflege. Die Bruttowertschöpfung ambulanter Pflegeeinrichtungen erreichte in Deutschland zwischen 2012 und 2021 durchschnittlich ein Wachstum von 7,7 Prozent p.a. 2021 betrug sie insgesamt 21,5 Milliarden Euro (Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz). Durch die demographische Entwicklung der Bevölkerung ist davon auszugehen, dass dieser Bereich auch in Zukunft weiterwachsen wird. Hieraus ergeben sich Geschäftschancen vor allem für lokale und regionale Textilservice-Anbieter. Weitere Details zum Potenzial dieses Marktes finden Sie in der DTV-Publikation HEALTH AND CARE TEXTILE 2023.
Der von der EU geplante digitale Produktpass kann zusätzlich zu einer Verbesserung des Branchenimages führen. Denn Ziel dieses Produktpasses wird es sein, den ökologischen Fußabdruck von Produkten für Verbraucher*innen sichtbarer zu machen. Der Textilservice mit seinem etablierten Kreislaufwirtschaftsmodell, seiner materialschonenden Textilpflege und umfangreichen Reparaturdienstleistungen wird von dieser Transparenz profitieren.
Auch im Bereich der öffentlichen Beschaffung kann die Branche von Nachhaltigkeitstrends profitieren. Unter dem Begriff „Green Public Procurement“ soll Beschaffung zukünftig nachhaltiger gestaltet werden. Insbesondere die Textilservice-Anbieter haben Dienstleistungen im Angebot, welche im Rahmen dieser Initiative Geschäftschancen entstehen lassen können.
Die Branche kann zudem von der Transformation der linearen Wirtschaft in eine Kreislaufwirtschaft enorm profitieren. In diesem Rahmen nimmt auch das Thema Textilrecycling europaweit langsam an Schwung auf. Hier könnten zukünftig innovative Geschäftsmodelle entstehen. Insbesondere die Sortenreinheit der Alttextilien in der Branche macht jene attraktiv für Sortierer und Recycler.
Zudem ist mit Blick auf Nachweispflichten aktuell ein politischer Umschwung zu erkennen. Dies könnte in den kommenden Monaten dazu führen, dass der bürokratische Aufwand für die Unternehmen endlich abnimmt und somit wieder mehr Ressourcen für den eigentlichen Geschäftsbetrieb zur Verfügung stehen.
Weitere Informationen zum Geschäftsklima
Detailliertere Informationen und Daten zur Geschäftsklimaumfrage liegen vor und können auf Anfrage zur Verfügung gestellt werden. Ihr Ansprechpartner aus der Geschäftsstelle ist Herr Stefan Cieslak. Kontaktieren Sie ihn sehr gerne unter cieslak@dtv-deutschland.org
Die nächste Umfrage wird Mitte des Jahres durchgeführt. Im Anschluss werden die aktualisierten Ergebnisse auf dieser Seite veröffentlicht.