DTV intensiviert seine internationale Normenarbeit
BONN, 30. November 2017 - Viele Textilpflegebetriebe müssen nicht nur zahlreiche europäische Richtlinien befolgen (Gerätesicherheit, Datenschutz, Persönliche Schutzausrüstung, Medizinprodukte etc.), sondern sich daraus, sowie aus der Vielfalt der textilen Serviceleistungen und der Kundengruppen resultierend, auch mit ca. 250-300 verschiedenen nationalen, europäischen und internationalen Normen „herumschlagen“. Ein triftiger Grund also für den DTV und seine Mitglieder, bei der Er- oder Überarbeitung dieser Normen ein waches Auge auf die Entwicklung, Formulierung, Umsetzung und praktischen Anwendbarkeit auch durch kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) zu halten.
Auch die EU-Kommission schaut genau hin, ob diese KMUs durch Normierung und Standardisierung benachteiligt werden und mit genügend starker Stimme in die vielen Standardisierungsprojekte eingebunden sind. Denn 98 Prozent aller in der EU beheimateten Unternehmen sind klein bzw. mittelständisch und erbringen knapp 70 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung Europas. Die zurzeit aktivste Stimme für diese Interessen ist die Nichtregierungsorganisation Small Business Standards (SBS). Sie wurde im Oktober erneut für vier Jahre von der EU-Kommission benannt, die Stimme der KMUs in Fragen der Standardisierung zu vertreten. SBS beruft für das Jahr 2018, finanziell unterstützt von der EU-Kommission, europaweit knapp 60 Experten aus kleinen und mittelständischen Unternehmen für die Arbeit in europäischen und internationalen Normungsgremien.
Seit vier Jahren ist auch der DTV aktives Mitglied bei SBS. 2015 mit einem Experten gestartet, wurden 2017 bereits die Aktivitäten von zwei Experten des DTV in fachspezifischen Normungsprojekten finanziell und organisatorisch gefördert. Für das Jahr 2018 konnte der DTV die Zahl der Experten auf nun vier verdoppeln. Alle Normenexperten wollen sicherstellen, dass die Interessen kleiner und mittelständischer Textilpflegebetriebe in den Normungsgremien berücksichtigt werden.
Darüber hinaus wurde DTV-Geschäftsführer Andreas Schumacher auf der Generalversammlung von SBS erneut in den Vorstand gewählt. Er vertritt damit nicht nur die Interessen des DTV und seiner Mitglieder, sondern auch anderer Branchenverbände, die mittelständisch geprägt sind in der europäischen Normungspolitik.
Medizintextilien und Persönliche Schutzausrüstung im Fokus
Die bisherigen beiden Experten sind vor allem mit Normen aus dem Krankenhausbereich beschäftigt. Sven Schöppe arbeitet derzeit im internationalen Normierungsgremium „Schutzkleidung gegen gefährliche biologische Arbeitsstoffe“ mit. Der Schweizer Roberto Riedo ist in der Normierungsgruppe für „Operationskleidung und -tücher sowie medizinische Gesichtsmasken“ engagiert. In beiden Gremien soll unter anderem sichergestellt werden, dass die Testmethoden und Qualitätsstandards für entsprechende Textilien nicht zugunsten von Einwegartikeln verändert werden. Denn die Bereitstellung von sicheren, wiederverwendbaren medizinischen Abdecksystemen in Krankenhäusern ist ein wichtiger Geschäftszweig für Textildienstleister in ganz Europa und insbesondere auch mittelständischer Wäschereien.
Künftig wird zudem Thomas Leucht in einem Normungsgremium für beschichtete Textilien mitarbeiten, die u.a. auch bei Persönlicher Schutzausrüstung (PSA) verwendet werden. Bislang wurde hier der Aspekt der Pflege bzw. Aufbereitung durch professionelle Textildienstleister nicht im ausreichenden Maße berücksichtigt – dies soll sich in Zukunft ändern. Damit soll auch kostspieligen Schadenersatzforderungen und Ursachenermittlungen für beschädigte Textilien vorgebeugt werden mit denen Inverkehrbringer von PSA häufig konfrontiert sind. Leucht ist Mitinhaber des Prüflabors Weber&Leucht und Experte für Textilien sowie Wasch-, Reinigungs- und Pflegemittel. Darüber hinaus arbeitet er bereits seit vielen Jahren in anderen internationalen Normungsgremien mit.
Daneben wird Andrea Rechtsteiner im Namen des DTV zwei Normierungsgruppen für PSA beisitzen, die sich mit Hitze- und Feuerschutzkleidung sowie Kälte- und Schlechtwetterkleidung befassen. Damit soll sichergestellt werden, dass auch der Pflegeprozess für diese Kleidung in den Normen berücksichtigt wird. Sowohl zum Schutz der Träger als auch zur Sicherung dieses wichtigen Marktes für die textilen Dienstleister. Rechtsteiner war lange Jahre bei einem großen Textilservice-Unternehmen im Einkauf beschäftigt und ist heute selbstständige Beraterin mit Fachkenntnissen über die gesamte textile Kette hinweg.
Über die Ergebnisse und Erkenntnisse aus den Normungsgremien wird der DTV regelmäßig berichten. Vertiefende Einblicke können Mitglieder zudem in den DTV-Arbeitskreisen „DTV med“ und „Persönliche Schutzausrüstung“ erhalten.