DTV gibt Stellungnahme zum Entwurf zur Weiterentwicklung der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie ab

Foto: flotty auf Pixabay

Berlin, 21.08.2024 - Die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie (DNS) wird alle vier Jahre aktualisiert. Im Rahmen der kommenden Aktualisierung und Weiterentwicklung der DNS hat die Bundesregierung vom 31. Mai bis zum 26. Juli 2024 zu einem Online-Dialog aufgerufen. Der DTV ist dem Aufruf gefolgt und hat eine Stellungnahme zur Dialogfassung der Weiterentwicklung der DNS 2024 eingereicht.

Die Aktualisierung der DNS wird seitens des Verbandes unterstützt, einige Aspekte sollten aber weiter ausgearbeitet werden. Unsere vollständige Stellungnahme zum Download finden Sie am Ende dieses Beitrags.



Die wichtigsten Forderungen und Anmerkungen aus unserer Stellungnahme kurz zusammengefasst:

 

1. Bildung

Ungleichgewicht zugunsten der Akademisierung: Die Strategie fokussiert sich stark auf die Akademisierung und vernachlässigt dabei Ausbildungsberufe. Um das Verschwinden von Ausbildungsberufen zu verhindern, sollten diese stärker in die Strategie einbezogen werden.

Rolle der Ausbildung im Bereich Nachhaltigkeit: Nachhaltige Berufswege, insbesondere im Handwerk, tragen ebenfalls zur Bildung für Nachhaltigkeit bei. Die DNS sollte die Ausbildungsinfrastruktur in nachhaltigen Bereichen stärken, wie es bereits im Entwurf der Nationalen Kreislaufwirtschaftsstrategie angedacht ist.

Bürokratische Hürden für ausländische Fachkräfte: Die Einwanderung ausländischer Fachkräfte wird als notwendig angesehen, jedoch gibt es bürokratische Hindernisse, die Prozesse verlangsamen. Die DNS sollte eine effizientere Einwanderungsbürokratie als Ziel formulieren.

Notwendigkeit langfristiger Strategien: Eine nachhaltige und langfristige Strategie für Berufsschulen und die Nachwuchsförderung in der beruflichen Bildung ist dringend erforderlich. Anwerbeprogramme für Handwerk und Mittelstand sollten unterstützt werden.

 

2. Öffentliche Beschaffung

Berücksichtigung weiterer Ziele für nachhaltige Entwicklung in der öffentlichen Beschaffung: Die DNS sollte neben der Beachtung der Menschenrechte auch weitere Nachhaltigkeitsziele wie die Kreislaufwirtschaft berücksichtigen. Modelle wie „Product-as-a-Service“ bieten nachhaltigere Alternativen, die stärker in den Fokus gerückt werden sollten.

 

3. Innovationsförderung / F&E

Förderlücke für den Mittelstand: Energieintensive, aber nicht zur Industrie zählende Branchen wie Wäschereien werden bei der F&E-Förderung oft übersehen. Die DNS sollte auch solche Branchen unterstützen und klare Vorgaben zu zukünftigen Energieträgern machen.

Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft: Während die Digitalisierung als Hebel für F&E in der DNS hervorgehoben wird, fehlt die Berücksichtigung notwendiger Technologien für die Kreislaufwirtschaft, z.B. im Textilrecycling.

Globale Betrachtung von Treibhausgasen: Eine zu enge Fokussierung auf Europa bezüglich der Emission kann kontraproduktiv sein. So verursachen z.B. Einwegprodukte aus Asien mehr Treibhausgase als in Europa wiederverwendete Textilien, was in der Bilanzierung berücksichtigt werden sollte.

 

4. Unterstützung von KMU

Förderung der Digitalisierung: KMU benötigen Unterstützung bei der Digitalisierung, z.B. durch Förderprogramme für digitale Produktpässe und Beratung bei der Digitalisierung von Geschäftsmodellen.

Sustainable Finance: Regulierungen im Bereich Sustainable Finance sollten KMU-freundlich gestaltet werden, um den Verwaltungsaufwand gering zu halten. Verpflichtende Berichtspflichten sollten praxisgerecht sein.

Umsetzung der Sorgfaltspflichten: Die DNS sollte die Herausforderungen für KMU bei der Einhaltung von Sorgfaltspflichten berücksichtigen und entsprechende Hilfsangebote bereitstellen, um den Aufwand zu minimieren.

 

5. Kreislaufwirtschaft

Abfallvermeidung und zirkuläre Modelle: Zirkuläre Geschäftsmodelle wie „Product-as-a-Service“ tragen zur Abfallvermeidung bei und sollten in der DNS stärker betont werden.

Unterstützung für den Mittelstand: Der DNS fehlt es an konkreten Vorschlägen, wie der Mittelstand bei der Umsetzung der Kreislaufwirtschaft unterstützt werden kann. Existierende Modelle sollten gefördert und weiterentwickelt werden.

 

6. Energie

Umstellung auf neue Energieträger: Die Strategie zur Energieversorgung berücksichtigt nicht ausreichend die Herausforderungen für kleine und mittlere Betriebe bei der Umstellung auf neue Energieträger. Eine klare Strategie und Übergangsregelungen sind notwendig.

Wettbewerbsnachteile durch deutsche Vorgaben: Deutschland setzt die Grenzwerte für Energiemanagementsysteme strenger um als in der EU beschlossen, was den eigenen Mittelstand im Wettbewerb benachteiligt. Eine Anpassung an europäische Vorgaben wäre erforderlich

 

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